Homöopathische Arzneimittellehre

Dr. W. Mettler

Hydrastis canadensis

Kanadische Gelbwurz

Da alle Absonderungen weißlich-gelb, zäh und schleimig sind, wird Hydrastis von einigen Autoren als "Schleimmittel" bezeichnet.
Hydrastis wirkt auf sich langsam entwickelnde Störungen der Schleimhäute, der Drüsen und der Haut.
An den Schleimhäuten entstehen zuerst - infolge schlechter Durchblutung - sich hinziehende Katarrhe mit dicken, schleimigen, weißen, gelben, fadenziehenden
(Kali-bi..), ätzenden, oft blutigen Sekreten.
Als nächstes kommt es zu oberflächlichen Ulzerationen mit Blutungsneigung (Nit-ac..).
Schließlich kommt es zu Verhärtungen und bösartigen, degenerativen Prozessen.
Abmagerung, Schwäche, Kräfteverfall und anämische Zustände sind die Folge.
Krebs und krebsartiger Zustand vor der Ulzeration, wenn Schmerz das Hauptsymptom ist, wobei Brennschmerzen (Anthr., Ars., Euph.,...) ein hervorstechendes Symptom von Hydrastis sind.
Hydrastis hebt den Allgemeinzustand bei Krebspatienten, es "mästet" den Kranken. Deshalb gab man es als Zwischenmittel bei Tuberkulose.
Hydrastis wirkt besonders gut bei präkanzerösen Zuständen, die durch einen dyspeptischen Zustand charakterisiert sind.
Ein "Altersmittel", Marasmus senilis (Arg-n., Bar-c., Nat-m...).
Durch exzessiven Alkoholgenuß heruntergekommene kachektische Menschen.

Juckendes Ekzem der Stirn, am Haaransatz, schlimmer durch Waschen und Wärme.
Pickel, Pusteln, Mitesser, Akne, besonders am Kinn, um den Mund.
Blasses, verfallenes, erdfahles Aussehen; dunkle Ringe unter den Augen.
Dumpfe Stirnkopfschmerzen, bei Sinusitis, bei Dyspepsie, bei Obstipation.
Myalgische Kopfschmerzen in der Kopfhaut und in den Halsmuskeln (Cim...).

Eher chronische Blepharitis mit verklebten Lidern.
Eher chronische Konjunktivitis mit dicken Sekreten, die zu Ulzerationen neigt.
Hornhauttrübung, Ulzera der Hornhaut (Asaf., Cund., Kali-bi., Merc-j-f...).
Tumore des Augenlides (Nit-ac., Staph., Thuj...). Burnett: "Einige Augenlidtumore beruhen auf einer Magenstörung, für andere scheint der Zustand des Pankreas verantwortlich zu sein".

Otitis media purulenta (Kali-bi., Merc., Puls...).
Paukenhöhlenerguß (Apis, Cinnb., Jab.....).
Eustachiitis (Alum., Kali-chlor., Merc-d., Sang., Teucr-m...). Schwerhörigkeit.
Tinnitus aurium - ein schwirrendes Brausen.
Fissuren an der Ansatzstelle der Ohren am Kopf (Tub...).

Eher chronische Nasen-und Nebenhöhlenkatarrhe mit Stockschnupfen und Stirnkopfschmerzen und dauerndem Verlangen, die Nase zu schneuzen.
Die Nase ist verstopft und die eingeatmete Luft fühlt sich kalt an (Cor-r..).
Viel klebriger Schleim fließt in den Rachen ab (Cinnb., Cor-r., Kali-bi...).
Wundheit der Nasenlöcher und Ulzeration des Septums. Ozaena (Asaf., Aur., Kali-bi., Kali-j., Merc., Nit-ac., Syph...).
Nasendiphtherie (Kali-bi., Lyc., Merc-cy., Nit-ac...).
Krebs des Gesichtes, der Nase und der Lippen.

Der Mund ist klebrig, der Geschmack pfeffrig, an der Zunge ein Gefühl wie verbrannt.
Ein gelber Streifen in der Zungenmitte verbunden mit einem Vergrößerungsgefühl der Zunge gilt als ein Leitsymptom. Zahneindrücke (Ars., Chel., Merc., Rhus-t...).
Leukoplakie. Risse, Geschwüre, krebsartige Erkrankungen der Zunge.
Bösartiger Auswuchs am harten Gaumen, schmerzhaft, blutend.
Aphthen, Stomatitis stillender Mütter und bei Säuglingen (Ars., Borx., Ter...).
Bei allen Formen von Stomatitis bei Kindern.
Ulzera und Eiterungen im Mund und im Rachenraum.
Syphilitische Entzündungen, Diphtherie, bösartiger Scharlach. In diesen Fällen hat sich auch das Gurgeln mit Hydrastis als sehr wirksam erwiesen.
Chronische katarrhalische Halsbeschwerden (Aesc., Caps., Kali-bi...) mit Granulationen und Ulzerationen (Alumn., Cinnb., Merc-c., Nit-ac...).
Halsweh durch Reizung des Magens oder des unteren Teils der Speiseröhre.
Krebsgeschwüre an der linken Innenseite des Halses.
Harter, trockener Husten, vom Kehlkopf ausgehend (Caust., Con., Lyc...).
Kruppartiger, würgender, erstickender Husten (Brom, Chlor, Jod, Spong...).
Kropf in der Pubertät und in der Schwangerschaft.

Chronische Magenschwäche, saure und atonische Dyspepsie, chronische Gastritis.
Weder Appetit noch Durst. Erbricht alle Speisen. Pulsieren und Brennen im Magen.
Magen öd, leer, Gefühl von Hinsein, Vergehen (Scirrh...), von Einsinken, Herabhängen (Apoc., Carb-an., Ign., Sep...).
Magengeschwür (Arg-n., Kali-bi., Kreos., Uran-n....).
Magenkrebs (Ars., Bism., Carb-ac., Cund., Phos...).
Schmerzhafter Tumor im Oberbauch mit spürbarem Pulsieren dort.
Chronische Leberstörung; Leber vergrößert, hart, knotig, Zirrhose, Krebs.
Cholezystitis, Gallensteine, Gallenkolik (Card., Chol., Chel....), Ikterus.
Schmerzen bis zum rechten Schulterblatt (Chel., Cean., Lob-s., Malar....).
Stinkende Flatulenz. Chronische Darmkatarrhe, Geschwüre, Darmkrebs (Cadm-Salze.).
Diarrhoe und Obstipation im Wechsel. Alte Obstipation, eins der besten Mittel.
Obstipation nach Mißbrauch von Abführmittel (Nux-v., Op....).
Colitis mucosa nach Abführmittelmißbrauch (Carb-v., Chin., Hep., Nit-ac., Nux-v...).
Stühle wie Schafskot; grau, hart, knotig, groß; auch hell, zäh und schmierig.
Beim Stuhlgang brennender Schmerz, noch lang anhaltend (Merc., Nit-ac., Rat...).
Entzündungen, Geschwüre, Fissuren, Fisteln am After. Hartnäckige Hämorrhoiden.
Parese des Rektums, Erschlaffung und Vorfall des Anus.
Rektum-Ca (Alum., Nit-ac., Ruta, Thiosin...).

Chronische Zystitis und Pyelitis. Dicker Urin durch zähen Schleim (Chim....), scharf riechend, wie zersetzt.
Dumpfer Schmerz in der Nierengegend und dickes, zähes Schleimsediment im Urin, oft verbunden mit Herzklopfen und Schwäche.
Urethritis. Chronischer Harnröhrenausfluß. Chronische Gonorrhoe.
Neuralgien des Samenstranges und der Hoden (Clem., Ham., Spong...).
Phagedänischer Schanker (Ars., Aur-m-n., Merc., Nit-ac...).
Chronischer dicker gelber fadenziehender, ätzender übelriechender Fluor, schlimmer nach der Regel (Bov., Calc-c...).
Ulzerationen der Zervix und der Vagina (Kreos., Nit-ac...), oft mit starkem Pruritus.
Vagina wundschmerzend während Koitus, danach blutend.
Kontaktblutungen (Ust...), blutende Myome (Lap-a., Thlas., Tril-p., Sab...), Blutungen in der Menopause (Bac., Cupr-l., Vario...).
Chronische Metritis. Prolaps uteri. Uteruskrebs (Alumn., Carb-an., Kreos., Merc-j-f., Murx., Thuj...).
Angewachsene Plazenta (Arn., Canth., Kali-c., Sab...).
Subinvolutio uteri (Caul., Cimic., Kali-br., Lil-t., Ust...).
Wunde rissige Brustwarzen bei Stillenden (Cast-eq., Graph., Rat., Sep...).
Eingezogene Brustwarzen (Aster., Cadm-m., Cund., Sars., Scirrh...).
Mammakarzinom; Schmerzen wie von hineingestoßenen Messern.

Chronische Bronchitis alter geschwächter Menschen (Bac., Diphth., Eucal., Mallein...).
Asthma und Lungenödem.
Krebs der rechten Lunge mit Knoten in der äußeren Brustwand.
Rheumatische Beschwerden, teils wandernd, teils festsitzend.
Ischialgie. Fußödeme. Hühneraugen.
Chronische Fußgeschwüre, atonisch, indolent; nachts und in Wärme schmerzen sie.
Nächtliche Urtikaria. Windpocken, alle Stadien von Pocken.
Lupus erythematodes. Nässende Hautausschläge, Geschwüre mit übelriechenden Absonderungen und wildes Fleisch bildend, mit Jucken und Brennen.
Harte mit der Haut verwachsene Geschwülste, dunkel, gefleckt und höckerig.
Kleine Wunden bluten stark und eitern. Schon geringer Blutverlust schwächt.

Modalitäten:
Schlechter: Nachts, durch kalte Luft, durch trockenen Wind, durch Waschen, durch Berühren, durch schon geringen Blutverlust.
Besser: Durch Wärme, durch warmes Einhüllen des Kopfes (Hep., Psor., Sil...), bei feuchtem, nassem Wetter (Bry., Caust., Hep., Nux-v...).

Miasmatik:
Hydrastis ist eine polymiasmatische Arznei und ein Polychrest.
Hydrastis ist ein Homöokanzerinikum; es hat schon viele Krebse geheilt.
Hydrastis zeigt viele Symptome einer erworbenen Syphilis.
Es finden sich auch Hinweise auf eine erworbene Sykose.
Hydrastis ist ein Homöopsoricum und hat auch viele Symptome einer syphilitischen Tuberkulinie in seinem Arzneimittelbild.

© 2001, Dr. Wolfgang Mettler

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